Wozu leben wir? Wozu bin ich da? Ist es nicht so, dass wir ein ganzes Leben lang durch eine Art von Unruhe, eine Sehnsucht, durch ein unbestimmtes Verlangen getrieben werden? Wonach? Was suchen wir? Was wollen wir in unserem Leben erreichen? Wann sind wir endgültig zufrieden? „Zufrieden“ - darin steckt das Wort „Friede“. Ist damit unsere Lebenserfüllung gemeint? Wenn unsere innere Leere „gefüllt“ worden ist? Endlich zur Ruhe kommen ... den endgültigen inneren Frieden finden... Aber was ist mit diesem Frieden gemeint?
In der heutigen ersten Lesung sagt Paulus: „Gott wird euch seinen Frieden schenken, den Frieden, der alles menschliche Begreifen weit übersteigt.“ Dieser Friede ist eine Kraft, die „eure Herzen und Gedanken bewahrt“, sodass euer Denken und Fühlen also Ruhe finden. Und der Grund: „...weil ihr mit Jesus Christus verbunden seid.“ Das heißt: Unser Menschsein, unser Leben, kann schlussendlich gelingen, weil wir in Verbundenheit mit Jesus leben. Ist das wirklich unsere Grundüberzeugung? Wollen wir deswegen als Christen leben: im Sinne, nach dem Lebensmodell von Jesus Christus?
Ist es nicht auch das, was Jesus im heutigen Evangelium deutlich machen will? Er ist in einem der vielen Streitgespräche mit den Hohepriestern und Ältesten, also mit Menschen, die ihn nicht akzeptieren wollen. Er versucht es wieder mit einer Geschichte von einem Weinbauer, dessen Angestellte vergessen, dass sie im Dienst des Weinbauers stehen, aber alles an sich reißen wollen.
Wir sind Arbeiter im Weinberg, im Reich Gottes. Wir stehen in seinem Dienst, wir sind nur Pächter, nicht Besitzer. Gott hat die Menschen schon oft daran erinnert, indem er Propheten gesandt hat, denen man aber nicht zuhören wollte. Menschen wollen eigene Wege gehen, nach eigenen Vorstellungen und tun als ob sie Gott nicht brauchen. Das Gleiche musste Jesus erfahren, denn man wollte es nicht wahrhaben, dass Gott durch ihn wirkt und spricht.
Wie viele unserer Mitmenschen glauben noch, dass Jesus ihnen etwas Wichtiges zu sagen hat, dass er wichtig für ihr Leben ist? Jesus die Hand, die Gott uns entgegenstreckt, um uns im Leben Orientierung zu geben, um uns den Weg zu einem gelungenem Leben zu weisen. Um es in der Bildsprache von Jesus selbst zu sagen: Jesus ist „der Stein, den die Bauarbeiter weggeworfen haben, weil sie ihn für unbrauchbar hielten, aber er ist der Grundstein des ganzen Hauses.“ Jesus, der Grundstein, das Fundament auf dem wir unser Leben aufbauen können. Wenn wir das nicht tun, sind wir „ein Volk, Menschen denen das Reich Gottes weggenommen wird.“ Wir verpassen unser Lebensziel, unsere gelungene Zukunft, das endgültige Leben mit und bei Gott. Sind wir davon überzeugt?
Wozu leben wir? Unser Leben ist uns von Gott geschenkt, damit wir in seinem Weinberg arbeiten, Früchte bringen. Wir sind wie Pächter, die Gott selbstständig arbeiten lässt, die er aber auch zur Rechenschaft zieht. Und was machen wir aus diesem Lebensraum, den Gott uns geschenkt hat? Wie gestalten wir ihn?
Die Früchte, die wir bringen sollen - und die zum wahren Frieden führen - hat Paulus so umschrieben: Freude, Güte, Herzlichkeit, Liebe. Wo wir, durch unser Reden und Handeln, diese Früchte unter unsere Mitmenschen verbreiten, entsteht ein Friede, „der all unser Verstehen übersteigt.“ Wie heißt es so schön in einem Lied: „Wo Güte und Liebe ist, dort ist Gott!“ Ist das nicht die Botschaft, die Wegweisung, die Jesus uns gebracht hat? Ist das nicht das Geheimnis eines gelingenden Lebens?